Glaubt ihr, Können wir die Welt noch retten?

Der Klimawandel ist derzeit die wohl größte Bedrohung für die Menschheit. Hitzewellen, Überschwemmungen, das Schmelzen der Gletscher und das Aussterben von Tier- und Pflanzenarten machen mir große Sorgen!

Seit Jahren gehe ich daher mit tausenden jungen Menschen auf die Straße, seit Jahren demonstrieren wir für mehr Klimagerechtigkeit und für unsere Zukunft.

Aber gefühlt ändert sich kaum etwas. In den letzten Jahrzehnten ist die Durchschnittstemperatur auf unserem Planeten um fast ein Grad angestiegen, wir stoßen jedes Jahr noch mehr CO2 aus.

Ich habe mich daher auf eine Reise begeben und bin mit dem Zug einmal quer durch Europa gefahren.

Von Polen bis Portugal habe ich 8 Länder bereist und Orte besucht, an denen die Klimakrise heute schon sichtbar ist. Ich habe Wissenschaftler:innen gefragt, ob und was wir dagegen tun können und eine ganze Reihe junger Menschen kennengelernt, die voller Tatendrang sind und so wie ich für mehr Klimaschutz kämpfen. 

 

Springt auf, ich nehme euch mit auf meine Reise!

 

Österreich’s Gletscher in Gefahr

Meine Klima-Reise beginnt quasi direkt vor meiner eigenen Haustüre. 925 Gletscher gibt es in Österreich. Manche sind kleiner, manche größer, doch alle haben ein und dasselbe Problem. Sie schmelzen. Kaum wo kann man die Klimaerwärmung besser beobachten, als vor einem Gletscher.

“Lange wird

Dieser Gletscher

nicht mehr überleben.”

Lea Hartl, Glaziologin

Auf der Erde wird es immer wärmer.

Allein in den letzten hundert Jahren ist die durchschnittliche Temperatur um knapp ein Grad Celsius gestiegen. 

Die folgende Grafik zeigt die jährlichen Temperaturabweichungen weltweit seit 1900. Die Nulllinie wurde aus den Durchschnittstemperaturen im Zeitraum von 1901 und 2000 errechnet.

Der Grund für die Erwärmung ist laut Wissenschaftler:innen vor allem der stetig ansteigende Anteil an Kohlendioxid in der Atmosphäre. Dieser CO2-Anstieg wird hauptsächlich durch das Verbrennen von Öl, Gas und Kohle verursacht.

Und je mehr CO2 wir in unsere Atmosphäre emittieren, desto mehr Wärmestrahlung wird auf unsere Erde reflektiert. Das ist der Treibhausgaseffekt.

Und je wärmer es auf unserem Planeten wird, desto schneller schmelzen große Eisflächen wie etwa Gletscher.

Hier zum Vergleich: zwischen den zwei Bildern der Pasterze liegen gerade mal 83 Jahre.

Die Alpen und damit auch ihre Gletscher sind die wertvollsten Wasserspeicher Europas.

Wenn das Eis schmilzt, kann das unseren Wasserhaushalt ordentlich durcheinanderbringen. Werden große Niederschlagsmengen nicht mehr in Form von Schnee und Eis gespeichert, kann das im Sommer zu Dürren und im Winter zu Überschwemmungen führen.

 

Was ist der Albedo-Effekt? Im Prinzip beschreibt die Albedo, wie viel Strahlung eine Oberfläche aufnimmt und wie viel sie wieder reflektiert. Je heller eine Fläche ist, desto höher ist ihr Rückstrahlvermögen. Eine weiße Schneedecke etwa hat einen Albedo-Wert von 0,95. Das bedeutet, sie nimmt fast keine Strahlung auf. Eine schwarze Oberfläche dagegen absorbiert die gesamte Strahlung und hat daher ein Rückstrahlvermögen von 0.

Wenn also große weiße Eisflächen wie etwa Gletscher oder die riesigen Eisschilde der Arktis und der Antarktis schmelzen, bleiben dunkle Gesteinsflächen zurück. Diese absorbieren mehr Sonnenstrahlung und unsere Erde erwärmt sich dadurch noch schneller.

Und auch der Meeresspiegel steigt an, wenn große Mengen an Eis etwa an den Polkappen schmelzen. Schon in den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich das Abschmelzen der Gletscher in der Antarktis und auf Grönland massiv beschleunigt.

Das weltweit schmelzende Gletschereis trägt etwa 21 Prozent pro Jahr zum beobachteten Anstieg des globalen Meeresspiegels bei.

Italien steht das wasser bis zum Hals

Weiter geht’s Richtung Italien. Ich fahre in eine Stadt, in der man weiß, was ein Anstieg des Meeresspiegels bedeutet.

Am Weg dorthin mache ich aber noch Halt an einem kleinen Fluss namens Alberone, ganz in der Nähe des beliebten Urlaubsorts Udine.

Warum, das seht ihr im nächsten Video.

Am oder besser gesagt “im” Wasser zuhause ist auch die berühmte Stadt Venedig.

Inmitten einer Lagune wurde die Stadt auf mehr als 100 Inseln erbaut, diese sind mit über 400 Brücken miteinander verbunden. Erste Siedlungen reichen weit zurück, angeblich bis in die Zeit der Etrusker ca. 700 v. Chr. 

Venedig, die Stadt im Wasser. Die ganze Stadt mit all ihren Prachtbauten, Kirchen und Häusern steht großteils auf sandigem, matschigem Boden. Diese Sandbänke bilden das Fundament der Stadt.

Zusätzlich werden die Gebäude von Millionen Pfählen gestützt.

So steht Venedig nun schon seit mehr als zweieinhalbtausend Jahren.

Doch der Klimawandel könnte Venedigs Geschichte ein jähes Ende setzen. 

Denn je wärmer unsere Erde wird, desto höher steigt auch der Meeresspiegel. Für Städte wie Venedig, die direkt am Meer liegen, wird das zunehmend zum Problem.

 
 

Je mehr Eis an den Polkappen schmilzt, desto höher steigt das Wasser.

Das passiert zwar sehr langsam, möglicherweise erst in hunderten von Jahren, aber langfristig könnten Küstenstädte wie Venedig, aber auch New York, Hamburg oder Shanghai teilweise meterhoch unter Wasser stehen.

“Venedig wird ziemlich sicher untergehen.”

Carlo Giupponi, Komplexitätsforscher

Schon heute leben etwa fünf Prozent der Weltbevölkerung in Gebieten, die zunehmend von Überschwemmungen bedroht sein werden. 

Die Erderwärmung führt nicht nur zum Anstieg des Meeresspiegels, sondern auch zu vermehrten Extremwetterereignissen wie schweren Unwettern, die Hochwasser zur Folge haben können.

In Venedig haben diese Hochwässer sogar einen eigenen Namen: Aqua alta.

Bis vor kurzem hatte Venedig aber noch ein weiteres Problem: die Kreuzfahrtschiffe.

Die Wellen der riesigen Schiffe, die jahrelang durch die Kanäle Venedigs fuhren, haben das Fundament der Stadt immer mehr beschädigt.

Jahrelang protestierten die Bürger:innen Venedigs gegen die Kreuzfahrtindustrie und schafften, was viele kaum mehr für möglich gehalten haben. 

Achtung Kapitän, Kursänderung Voraus!

Die Flotte der Kreuzfahrtindustrie beträgt global gesehen derzeit ca. 600 Schiffe.

Kreuzfahrtschiffe fahren mit Schweröl, das ist ein Abfallprodukt der Erdölverarbeitung. Es hat hohe Anteile an Schwefel, Asche, Schwermetallen und anderen giftigen Substanzen. Die Verwendung an Land ist daher verboten, es muss als Sondermüll entsorgt werden, auf See darf es allerdings verwendet werden. Kreuzfahrtschiffe produzieren also jede Menge Schadstoffe.

 

Deutschland’s grösste Todeszone

Ich bin in Hamburg, einem der wichtigsten Häfen Europas. Rund 90 % unserer Güter werden heute auf dem Seeweg transportiert. Hier im Hamburger Hafen kommen rund 10 Containerschiffe pro Tag an.

Die Luftverschmutzung in Hafenstädten wie Hamburg ist immens.

Forscher:innen fanden heraus, dass die Schadstoffbelastung in solchen Städten teilweise um das Fünfzig- bis Achtzigfache höher ist, als direkt an besonders stark befahren Autobahnen. 

Weltweit ist die Schifffahrt für den Ausstoß von etwa 1 Milliarde Tonnen Kohlendioxid verantwortlich. Das entspricht ca. 3 % der gesamten, vom Menschen verursachten CO2-Emissionen.

In Hamburg treffe ich Melanie. Sie ist eine Klimaaktivistin der Umweltschutzbewegung Extinction Rebellion.

Das erklärte Ziel dieser Bewegung ist, durch Mittel des zivilen Ungehorsams, wie etwa friedliche Blockaden von Straßen oder Brücken, von Regierungen Maßnahmen gegen die Klimakrise zu fordern.

Auch gegen die Schifffahrt hat Melanie schon demonstriert, sie erzählt mir warum. 

Die Schifffahrt gilt als einer der Hauptverursacher von CO2 Emissionen, Luftverschmutzung und Versauerung der Meere. Mit Containerschiffen transportieren wir Waren quer durch die ganze Welt, der Schutz der Meere geht dabei nur schleppend voran. 

Nur unweit vom großen Hamburger Frachthafen entfernt lerne ich Eva kennen. Sie ist gerade von einer 6-monatigen Reise quer über den Atlantik zurückgekommen.

Eva ist Frachtseglerin und zeigt mir, dass etwa Kaffee und Kakao auch klimafreundlich transportiert werden können.

Eva segelt für das Klima und gegen die Verschmutzung der Meere.

Denn große Containerschiffe tragen einen erheblichen Teil zur Verunreinigung unserer Meere bei.

Wenn Diesel verbrannt wird, entstehen Stickoxide. Wenn sich diese in der Luft mit Wasser verbinden, etwa weil es regnet, bilden sich Nitrate, die ins Meer gespült werden. Nitrate wirken wie Düngemittel und beschleunigen das Algenwachstum.

Dadurch können im Meer sogenannte „Todeszonen“ entstehen.

Das sind Gebiete, in denen fast kein Sauerstoff mehr im Wasser vorhanden ist, was für Meeresbewohner tödlich sein kann. 

Warum ausgerechnet die Ostsee eine der weltweit größten Todeszonen ist, seht ihr im nächsten Video.

GANZ SCHÖN DÜNN,

DIE LUFT HIER UNTEN!

Der Dorsch läuft Gefahr auszusterben.

In der westlichen Ostsee sind die Dorschbestände in den vergangenen Jahren so stark geschrumpft, dass der Kipppunkt für diese Population laut Wissenschaftler:innen bereits überschritten ist.

 

Der Klimawandel und die Überfischung sind die Hauptgründe für das Verschwinden des Dorsches an der deutschen Ostseeküste.

Frankreich und das Artensterben

Ich fahre weiter nach Frankreich, Europas artenreichstes Land. Es beherbergt ein Drittel aller europäischen Tier- und Pflanzenarten. Aber wie in vielen Ländern ist auch in Frankreich die Biodiversität in Gefahr.

Die Vielfalt unserer Natur ist nicht nur schön anzuschauen, sie ist auch die Grundlage für alles Leben auf unserem Planeten. Nur eine intakte Natur versorgt uns mit Trinkwasser, Nahrungsmitteln und Rohstoffen. 

Dafür braucht es eine reiche und gesunde Tier- und Pflanzenwelt.

“Das Verschwinden von nur einer Art kann schon eine Kettenreaktion auslösen.”

Xavier Morin, Biodiversitätsforscher

Der enorme Bodenverbrauch, die intensive Landwirtschaft, Luft- und Wasserverschmutzung, sowie die übermäßige Ausbeutung von natürlichen Ressourcen haben aber zur Folge, dass zahlreiche Arten in den nächsten Jahren verschwinden könnten. 

Die nächste Grafik zeigt euch, wie sich die Landnutzung durch den Mensch und dadurch auch der Verlust der Arten in den letzten Jahrhunderten gesteigert hat.

Insgesamt gibt es auf unserem Planeten derzeit 8 Millionen verschiedene Tierarten, rund eine Million sind derzeit akut vom Aussterben bedroht.

 

Als Biodiversitätskrise wird der schnelle und zahlenmäßig große Verlust von Tier- und Pflanzenarten bezeichnet. Die Folgen des Klimawandels, etwa extreme Wetterereignisse, der Anstieg der Temperatur und die damit einhergehende Verschiebung von Lebensräumen hat Auswirkungen auf die Biodiversität. Die Biodiversitätskrise ist aber auch gekoppelt an unsere Landnutzung.

Intensive Landwirtschaft, große Monokulturen und der übermäßige Einsatz von Pestiziden und Düngemittel bringen die Tier- und Pflanzenwelt massiv in Bedrängnis.

 

Ich bin in Albi angekommen. Ein kleines, beschauliches Städtchen im Süden Frankreichs.

2014 wurden hier große Pläne geschmiedet. 

Ein Hauch von “grüner Revolution” schwebte in der Luft, als die Stadtverwaltung Albis damals ankündigte, dass sich alle 50.000 Einwohner bis 2020 komplett mit regionalen Lebensmitteln selbst versorgen werden können.

Man würde dafür Ländereien kaufen und den Bürger:innen zur Bewirtschaftung zur Verfügung stellen, eigene Bauernmärkte organisieren und öffentliche Gemeinschaftsgärten anlegen. 

Das Projekt erhielt viel Applaus in den Medien, scheiterte jedoch.

Der Selbstversorgungsgrad Albis liegt heute gerade mal bei 2 %, die meisten haben ihre Landwirtschaften wieder aufgegeben. 

Aber nicht alle! Eine kleine Gruppe engagierter Bürger:innen lassen sich nicht unterkriegen und wollen zeigen, dass aus der ehrgeizigen Idee vielleicht doch noch etwas werden kann.

Wir brauchen euch!

Mehr als 85 % aller Pflanzenarten sind abhängig von der Bestäubung durch Insekten. Unsere gesamte Nahrungsmittelproduktion ist auf Bienen, Schmetterlinge und Co. angewiesen.

Mindestens genauso besorgniserregend wie den Klimawandel sehen Wissenschafter:innen also das derzeitige Artensterben. 

Die Art und Weise wie wir wirtschaften, konsumieren und leben, bedroht das Gleichgewicht der Ökosysteme.

 

Wird Spanien zur Wüste?

Es hat fast 40 Grad an diesem Juli Tag. Ich bin in Andalusien, im Süden Spaniens angekommen. In der Wüste von Tabernas.

Desertifikation nennt man das Phänomen, wenn sich Wüsten ausbreiten.

Viele Menschen denken dabei an Gebiete wie dieses hier. Die Wüste von Tabernas ist eine der berühmtesten Wüsten Europas.

Sie ist vor Millionen von Jahren entstanden. Früher war hier überall Meer. Als sich das Wasser zurückzog, lagerten sich Sand und Schlamm ab, die Sonne und der Wind schufen daraus eine faszinierende, aber auch trockene und karge Gegend. Kaum wo brennt die Sonne so unerbittlich vom Himmel wie hier.

Tabernas ist eine Wüste, die aufgrund natürlicher Begebenheiten, geologischer und klimatischer Veränderungen entstand.

Desertifikation hingegen bedeutet, dass Regionen zu Wüsten werden, die klimatologisch gesehen gar keine sein müssten.

Es sind Regionen, die der Mensch etwa durch intensive Landwirtschaft überstrapaziert, in denen Böden so intensiv genutzt werden, bis auf ihnen gar nichts mehr wächst.

Nur wenige Kilometer von Tabernas entfernt befindet sich genau so ein Gebiet. Es ist auch eine Art Meer, das vielleicht bald zur Wüste wird.

Das Plastikmeer von Almeria.

Ein Meer aus tausenden Gewächshäusern, alle mit Plastikplanen bedeckt.

Hier wird auf einer Fläche so groß wie Malta Obst und Gemüse für ganz Europa angebaut.

Tomaten, Erdbeeren, Gurken brauchen viel Wasser. Wasser, das hier kaum noch vorhanden

ist.

In Spanien blüht das Geschäft der Agrarindustrie, Länder wie Deutschland und Österreich sind die Hauptabnehmer. Doch die ganzjährige Verfügbarkeit von billigem Obst und Gemüse geht zu Lasten der Menschen in Spanien. Die letzten noch verbleibenden Grundwasserreserven schrumpfen dramatisch.

 

Fruchtbare Böden sind unsere Existenzgrundlage, sie speichern Wasser, lassen Luft zirkulieren und sind unverzichtbar für unserer Lebensmittelproduktion. Sind sie einmal zerstört, gibt es kaum ein Zurück.

In Spanien sind bereits zwei Drittel des Landes von Desertifikation bedroht, etwa 10 Prozent der spanischen Böden sind mittlerweile vollkommen unfruchtbar.

Ganz in der Nähe der großen Gewächshäuser von Almeria lebt Miguel.

Er ist Mandelbauer und hat vor ein paar Jahren die Landwirtschaft seines Vaters komplett auf den Kopf gestellt und ihn quasi zum Ökobauern gemacht.

Warum er auf regenerative Landwirtschaft statt konventionelle Massenproduktion setzt und wie er damit die Wüste in Schach hält, hat er mir direkt auf seinem Feld gezeigt.

Der Verlust fruchtbarer Böden und die Ausbreitung von Wüsten ist aber nicht nur in Spanien ein Problem, sondern weltweit.

Ein Drittel der globalen Landfläche könnte bald verwüstet sein.

Jedes Jahr breiten sich die Wüsten um rund 70.000 Quadratkilometer aus.

Es finden sich noch weit höhere Zahlen, wenn von degradiertem Land die Rede ist, eben jenes Land, dessen Fruchtbarkeit durch Verwüstung, Erosion oder Übernutzung abgenommen hat.

Auch für unser Klima sind verwüstete Böden schlecht. Je unfruchtbarer sie sind, desto weniger CO2 können sie aufnehmen und speichern.

“Alles was wir tun, kann anderswo Auswirkungen haben.”

Vega Luengo Arcega, Sunseed Desert Technology

Auch Vega hat sich dem Kampf gegen die Desertifikation verschrieben.

Sie ist Mitglied im Bildungsprojekt „Sunseed Desert Technology“ und zeigt mir, wie man die Ausbreitung von Wüsten verhindern kann.

Jedes Jahr Brennen Portugals Wälder

Ich fahre weiter nach Portugal. Während meines Besuchs musste im Süden des Landes gerade wieder ein großer Waldbrand gelöscht werden. Tagelang kämpften die Einsatzkräfte gegen die Flammen.

Waldbrände sind in vielen Regionen der Welt eigentlich ein ganz natürliches Phänomen und haben sogar einen positiven Einfluss auf das dortige Ökosystem.

Für Menschen und viele Tiere sind Brände zwar eine große Gefahr, für den Wald bedeuten sie aber auch eine Rundumerneuerung.

Alte, kranke Bäume werden beseitigt, die Asche, die nach dem Feuer übrig bleibt, wirkt wie Dünger und macht den Boden fruchtbar und so kann neues Leben entstehen.

Doch es gibt auch eine äußerst bedenkliche Kehrseite von Waldbränden: immer dann, wenn sie zu oft, zu heftig, am falschen Ort oder zur falschen Zeit auftreten.

Dann ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass das Ökosystem durch menschliche Eingriffe aus den Fugen geraten ist. In diesen Fällen stellen Waldbrände eine ernsthafte Bedrohung dar.

Weltweit haben nur etwa 4 % aller Waldbrände natürliche Ursachen wie beispielsweise Blitzeinschläge. In allen anderen Fällen ist der Mensch, sei es direkt oder indirekt, sei es fahrlässig oder vorsätzlich, verantwortlich für Brände.

“Die Natur sagt

uns Stopp, seid ein bisschen vorsichtiger mit dem was ihr tut.”

Paulo Pereira, Biologe

In Portugal sind Waldbrände mittlerweile an der Tagesordnung. Durch den Klimawandel werden sie noch gefährlicher.

Die Brände 2017 waren eine der bisher verheerendsten Naturkatastrophen Portugals. Über Wochen hinweg konnten sie nicht unter Kontrolle gebracht werden, viele Menschen starben, noch mehr verloren ihr Zuhause.

Die Waldbrandkatastrophe 2017

Dieses Foto ging damals um die Welt, es zeigt die Stadt Leiria in Zentralportugal. Ein Feuerwehrmann hat es gemacht, um die Bevölkerung zu warnen, sich schnellstmöglich in Sicherheit zu bringen.

Durch den Wind breiteten sich die Feuer so schnell aus, dass viele Menschen nicht mehr rechtzeitig flüchten konnten. Mehrere Familien hatten versucht, im Auto über die Nationalstraße 236 zu fliehen. Die meisten führte die Flucht in den Tod. Eine Feuerwalze und umgestürzte Bäume versperrten den Weg, die Menschen verbrannten in ihren Autos. Insgesamt starben 121 Menschen.

 

Eine vorangegangene Hitzewelle hatte die Brände 2017 begünstigt. Und solche Hitzewellen sind in Portugal heute keine Seltenheit mehr.

In Leiria treffe ich Catarina, sie kann sich noch gut an die Waldbrände damals erinnern. Sie haben ihre Heimatregion in Schutt und Asche gelegt.

Catarina und fünf weitere Kinder und Jugendliche haben daher beschlossen vor Gericht zu ziehen.

2020 haben sie gemeinsam eine Klimaklage gegen 33 Länder vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte eingebracht. Sie werfen den Regierungen zu zaghaftes Handeln im Kampf gegen die Klimakrise vor, die ihre Zukunft massiv bedroht.

Die Gefahr mit der Klage schnell zu scheitern war groß. Es gibt derzeit einige laufende Klimaverfahren, die aber alle erst den nationalen Gerichtsweg bestreiten müssen, um überhaupt in Straßburg vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte behandelt zu werden. Und das dauert oft Jahre.

Für die 6 Jugendlichen aus Portugal kam aber alles anders:

im Globalen Süden

Virtuell unternehme ich einen Ausflug nach Zambia. Dass die Klimakrise auch eine soziale Krise, ist bekommen vor allem die Menschen im Globalen Süden zu spüren.

Die Klimakrise hat neben ihren ökologischen Auswirkungen auch eine schwerwiegende soziale Komponente.

Menschen im Globalen Süden sind überproportional von den Folgen der Klimakrise betroffen. Dabei sind sie nur für einen Bruchteil der globalen CO2-Emissionen verantwortlich. Die Auswirkungen, die diese Menschen zu spüren bekommen, sind unter anderem auf die Art der Mobilität, der Ernährung und des Konsumverhaltens im Globalen Norden zurückzuführen.

Dürren und damit einhergehende Hungersnöte, Überschwemmungen oder der Anstieg des Meeresspiegels bedrohen heute schon die Existenzgrundlage von Millionen von Menschen im Globalen Süden.

Viele Umweltaktivist:innen dort fühlen sich allerdings von ihren Regierungen und dem Rest der Welt im Stich gelassen. Auf die Straße gehen und für mehr Klimaschutz demonstrieren kann riskant sein, in manchen Ländern kann man dafür sogar im Gefängnis landen.

Einfach so aufgeben kam für Beatrice aus Zambia aber nicht in Frage. Sie ist Klimaaktivistin und Gründerin der „You Retain Foundation“, einem Bildungsprojekt, bei dem Kinder und Jugendliche lernen, wie man die Umwelt schützt.

Die, die am wenigsten für die Klimakrise verantwortlich sind, trifft er am härtesten. Kaum ein Kontinent leidet unter den sozialen Konsequenzen, die die Erderwärmung mit sich bringt, so sehr wie Afrika.

Wie unterschiedlich stark die Länder der Welt von der Klimakrise betroffen sind, zeigt der Globale Klima-Risiko Index.

Er veranschaulicht, wie hoch das Risiko für Wetterextreme wie Überschwemmungen, Stürme oder auch Hitzewellen in den jeweiligen Ländern ist. Außerdem zeigt er, in welchen Ländern am ehesten mit menschlichen Auswirkungen, sprich Todesopfern und direkten ökonomischen Verlusten, zu rechnen ist.

Auch wenn in weiten Teilen Europas das Risiko derzeit noch überschaubar ist, so heißt das nicht, dass der Klimawandel bei uns ein Problem der Zukunft ist.

Waldbrände, Überschwemmungen, Stürme, das alles sind Auswirkungen, die wir jetzt schon spüren. Alleine im Jahr 2021, während dieser Reise, in nur einem Sommer, durch nur einen Kontinent, werde ich Zeugin all dieser Katastrophen.

Naturkatastrophen, die zahlreiche Todesopfer fordern, sind längst keine Einzelfälle mehr und auch keine zufälligen Jahrhundertereignisse.

Allein die finanziellen Schäden durch Extremwetterereignisse sind seit den 1970er Jahren um das Siebenfache gestiegen.

Tschechien im Auge des Sturms

Meine Klimareise hatte noch gar nicht richtig begonnen, da wütete im Juni 2021 ein Tornado im Süden Tschechiens und zerstörte binnen weniger Minuten mehrere Ortschaften fast komplett.

Es ist der 24. Juni 2021. Kurz nach 22 Uhr.

Schlagartig wird es dunkel in Moravská Nová Ves, eine kleine Ortschaft im Süden Tschechiens. Der Strom ist ausgefallen. Wolken ziehen auf, es regnet. Vereinzelt kommen Menschen aus ihren Häusern, erkundigen sich bei den Nachbar:innen was los ist. Es ist ungewöhnlich ruhig in dem Ort, bis plötzlich, wie aus dem Nichts, die erste Sturmböe über die Gemeinde zieht.

Was in den nächsten Minuten passiert, daran erinnert sich Marek Košut, Bürgermeister von Moravská Nová Ves nur mehr schemenhaft. Er war gerade mit mehreren Gemeindevertreter:innen im Rathaus, als draußen plötzlich ganze Dächer durch die Luft flogen und Fensterscheiben zerbrachen.

“Wir haben uns auf den Boden geworfen, keiner Wusste was hier gerade passiert.”

Marek Košut, Bürgermeister Moravská Nová Ves

Mit über 400 km/h zog der Tornado über 26 Kilometer eine Schneise der Verwüstung. Mehrere Ortschaften wurden dem Erdboden gleich gemacht, zahlreiche Menschen kamen ums Leben, noch mehr wurden verletzt.

 

Nach dem Tornado ist eine große Diskussion darüber entbrannt, ob solche Stürme eine Auswirkung des Klimawandels sind oder nicht.

Ich habe daher einen der renommiertesten Klimaforscher Tschechiens getroffen und ihm genau diese Frage gestellt. Die Antwort darauf seht ihr im nächsten Video.

Fliegt uns die Welt Bald um die Ohren?

 Je höher die globale Temperatur ansteigt, desto mehr nehmen Extremwetterereignisse zu.

Mit modernsten Klimamodellen können Wissenschafter:innen heute den Zusammenhang zwischen Extremwetter und dem Klimawandel statistisch belegen. Diese Form der Wissenschaft nennt sich Attributionsforschung.

Was wäre wenn? Da das Klima auch natürlichen Schwankungen unterliegt und vereinzelte Wetterextreme per se nicht ungewöhnlich sind, ist es schwierig, einzelne Ereignisse direkt dem Klimawandel zuzuordnen. Um eine Häufigkeit statistisch zu belegen, bräuchte man sehr lange meteorologische Beobachtungszeitreihen, die es meist nicht gibt. Hier kommt die Attributionsforschung ins Spiel. Mittels komplexer Computersimulationen berechnen Forscher:innen die Wahrscheinlichkeit eines einzelnen Wetterereignisses mit und ohne Einfluss des Klimawandels, sprich wie verändert sich die Wahrscheinlichkeit, wenn sich unsere Erde um 1 oder zwei Grad erwärmt?

Von besonderem Interesse ist dabei, welchen Einfluss der Mensch auf den Klimawandel hat. Und hier kommt der sogenannte anthropogene Treibhauseffekt ins Spiel. Dieser bezeichnet die Verstärkung des natürlichen Treibhauseffekts durch menschliche Aktivitäten, etwa die Freisetzung verschiedener Treibhausgase wie Kohlenstoffdioxid, besser bekannt als CO2.

Und so funktioniert der Treibhausgaseffekt:

Die Atmosphäre ist Grundlage für alles Leben auf der Erde. Sie verhindert, dass die Sonnenstrahlung ungehindert wieder ins Weltall reflektiert wird. Würde es sie nicht geben, würden auf unserem Planeten Durchschnittstemperaturen von – 18 Grad herrschen. Die in der Atmosphäre enthaltenen Spurengase wie etwa CO2 oder Methan reflektieren die Wärmestrahlung auf unsere Erde und sorgen für angenehme Temperaturen.

Stickstoff und Sauerstoff sind die Hauptbestandteile unserer Atmosphäre, nur 0,1 % sind sogenannte Spurengase wie etwa CO2 und Methan.

Der Großteil des natürlichen Treibhausgaseffekts wird durch Wasserdampf verursacht. Dieser entsteht durch Temperaturschwankungen in der Luft. Warum aber auch die vergleichsweise geringe Menge an Spurengase wie etwa CO2 eine enorme Wirkung hat, seht ihr in den folgenden Grafiken:

Kein Energieträger ist klimaschädlicher als Kohle. Rund 40 Prozent des weltweiten Stroms werden durch von Kohle erzeugt.

In riesigen Bergwerken wie diesem, der Tagebaumine Bilina im Norden Tschechiens, wird mit haushohen Baggern Braunkohle geschürft. Auf einer Fläche von 44 Quadratkilometern bleibt kein Stein auf dem anderen.

Im nahegelegenen Kraftwerk wird die Kohle verbrannt, um Strom zu erzeugen.

Beim staatlichen, tschechischen Energiekonzern CEZ betont man, dass die Kraftwerke heute auf dem modernsten Stand der Technik sind und sauber, sowie umweltfreundlich Strom produzieren können. Modernste Filteranlagen sorgen für saubere Luft in der Umgebung.

Eines jedoch können sie nicht filtern: CO2

In Bilina treffe ich daher Aron, er ist Umweltaktivist und setzt sich für ein Ende des Kohleabbaus ein. Dafür geht er ordentlich auf die Barrikaden, aber seht selbst:

 

Die WertvolleN Wälder Polens

Europas letzte Urwälder befinden sich in Polen. Und sie sind das nächste Ziel auf meiner Reise. Diese Wälder beherbergen eine beispiellose Vielfalt an Pflanzen und Tieren. Doch das Naturparadies ist in Gefahr.

Bei Urwald mag man zunächst an tropische Dschungel wie den Amazonas-Regenwald denken.

Doch auch Europa war einst ein Kontinent der Urwälder. Vor rund 6000 Jahren war etwa 80% der Fläche Europas mit Wald bedeckt. Viel ist von den ursprünglichen Wäldern allerdings nicht mehr übrig. Heute sind weniger als 0,2% der Fläche noch mit Urwald bedeckt.

Die letzten dieser Wälder befinden sich unter anderem in Polen.

Jahrtausende haben Polens Urwälder ohne Eingriff des Menschen überstanden.

Doch der Rohstoff Holz ist heute ein begehrter. Seitdem sich Holz einen Ruf als erneuerbare Energiequelle und CO2-speicherndes Baumaterial erworben hat, steigt die Nachfrage nach dem „grünen“ Rohstoff aus dem Wald ins Unermessliche.

Holz ist gut für die Klimabilanz, im Ofen und auf der Baustelle.

Wenn durch die übermäßige Rodung intakter, natürlich gewachsener Wälder allerdings ganze Ökosysteme auf den Kopf gestellt werden, ist das problematisch und kann den Klimawandel und dessen Auswirkungen sogar noch begünstigen.

Von 2001 bis 2020 hat Polen insgesamt 1,15 Millionen Hektar Wald verloren. In den letzten Jahren seit 2013 waren 100 % der gerodeten Wälder natürlich gewachsene.

Das entspricht etwa einer Menge von 235 Millionen Tonnen gebundenem CO2.

In Polen gehört fast der ganze Wald dem Staat erzählt mir Hasia. Sie ist eine Waldbesetzerin.

Ich treffe sie in der Region Bieszczady, einem Gebirgszug der Karparten im Südosten Polens, nahe an der ukrainischen Grenze.

Bereits 1973 wurde hier ein großer Nationalpark eingerichtet, um die einzigartige Landschaft mit ihren zahlreichen, vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten zu schützen.

Aber dennoch wird an allen Ecken und Enden von Bieszczady Wald gerodet und dagegen kämpft Hasia.

Seit April 2021 besetzt sie mit einer Gruppe Umweltaktivist:innen namens “Dzikie Karpaty” einen Teil des Waldes. Mit Seilen und Zelten blockieren sie die Zufahrt für Holzschlägerfahrzeuge.

Von der Regierung fordern sie, auch diesen Teil des Waldes unter Naturschutz zu stellen.

Ich glaubE, das

ist keine gute Idee!

Auch von EU-politischer Seite bekommen die Waldbesetzer:innen Rückendeckung.

Gemäß der neuen EU-Biodiversitätsstrategie, einem Plan zum Schutz der Natur und der biologischen Vielfalt, müssen alle EU-Länder künftig 10 % ihrer Landesflächen unter besonderen Schutz stellen.

Die meisten Länder, wie auch Polen, liegen derzeit nur bei 2 bis 3 %. Das und das enorme Durchhaltevermögen von Hasia und ihren Mitstreiter:innen könnte tatsächlich eine Chance für Polens Urwälder sein.

Wir sind hier, Wir sind Laut!!

Meine Klimareise neigt sich dem Ende zu. Ich bin wieder zurück in Österreich und mehr denn je davon überzeugt, dass wir alle einen Beitrag für mehr Klimaschutz leisten können!

Wir stehen vor einer globalen Krise, dagegen muss jede:r Einzelne etwas tun!

Es müssen aber auch große politische Hebel getätigt werden. Bedeutende Fortschritte im Klimaschutz hat es bisher aber immer nur dann gegeben, wenn die Menschen Druck auf die Politik ausgeübt haben. Die jüngsten Klimagesetze der EU waren nur möglich, weil in der Vergangenheit Millionen junger Menschen auf die Straße gingen und die Politik aufforderten, Verantwortung zu übernehmen.

“Ändert sich nichts,

Ändert sich alles”.

Katharina Rogenhofer, Klimaaktivistin und Buchautorin

Veränderung kommt aber nur, wenn man sich auch für Veränderung einsetzt. Und dazu kann jede:r Einzelne etwas beitragen, das erklärt mir am Ende meiner Reise Katharina Rogenhofer. Sie ist eine Klimaschutzaktivistin und Buchautorin aus Österreich.

2019 hat sie ein Klimavolksbegehren gestartet, eine Art Petition, für die man viele Unterschriften sammeln muss, damit die Anliegen im Parlament verhandelt werden.

Die Klimakrise ist eine Krise, die all unsere Lebensbereiche beeinflusst. Noch nie mussten wir Menschen uns so schnell an veränderte Umweltbedingungen anpassen, wie in diesem Jahrhundert.

Der Klimawandel ist überall auf der Welt mit einer beispiellosen Geschwindigkeit zu beobachten.

Unsere Erde wird wärmer, das hat Einfluss auf den Meeresspiegel, auf Extremwetterereignisse und auf die Tier- und Pflanzenwelt. Zusätzlich verbrauchen wir Menschen mehr Ressourcen, als unser Planet auf Dauer zu bieten hat, zurück bleiben Wüsten.

Auf meiner Reise ist mir bewusst geworden, wie schnell wir eigentlich handeln müssten. Aber auch wie kräftezehrend der Einsatz für mehr Klimaschutz sein kann. Ständig stehen dabei Probleme, Krisen und Zerstörung im Mittelpunkt. Die Untätigkeit jener, die etwas ändern könnten. Die Macht derer, die wollen, dass alles so bleibt, wie es ist. Schier unbezwingbare Hürden.

Ich habe aber auch gesehen, dass es sich lohnt, zu kämpfen. Dass wir auch jetzt noch die Möglichkeit haben, diese Welt zu retten. Und nicht nur das, wir könnten sie sogar in eine bessere verwandeln.

Jeder und jede von uns kann einen Unterschied machen, der riesig ist, wenn wir es alle tun!

Eva, Melanie, August, Marion, Vega, Miguel, Catarina, Sofia, André, Anna-Clara, Aran, Hasia, Áron und Katharina haben mir gezeigt, dass wir am richtigen Weg sind.

Dass es vielleicht gar nicht die eine große Veränderung braucht, sondern viele kleine. Schritt für Schritt.

Text und Recherche: Vanessa Böttcher

Kamera: Marcus Walter

Schnitt und Grafik: Maximilian Klamm

Illustrationen: Julia Kubetschka

Fotos: Vanessa Böttcher

Webdesign: Vanessa Böttcher, Marcus Walter